Die Herbstzeitlose: Hochwirksamer Arzneistoff zur Gichtbehandlung

Wenn die blaßlila krokusähnlichen Blüten auf den Wiesen erscheinen, neigt sich der Sommer dem Ende entgegen. Es ist September – eine ungewöhnliche Blütezeit. Darauf spielt auch der Name der Pflanze an: „Herbst- Zeitlose“. Zu ihrer Blütezeit hat die Pflanze keine Blätter. Im nächsten Frühjahr aber zeigen sich gelbgrüne Blätter, die an Tulpenblätter erinnern. Die umschließen eine eiförmige Samenkapsel, die Frucht der lila Blüten vom Vorjahr.

So schön die lila Blüten auch aussehen: es handelt sich hierbei um tödlich giftige Pflanzen. Alle Teile der Pflanze enthalten den Giftstoff Colchicin. Erst nach mehreren Stunden treten Vergiftungserscheinungen auf. Symptome sind zuerst Brennen und Kratzen im Mund, Durst und Schluckbeschwerden. Es folgen Koliken, blutiger Durchfall und schwere Kreislaufschwäche. Eine zentrale Lähmung der Atemmuskulatur führt zum Tod. Das Bewußtsein bleibt bis zuletzt erhalten.

Colchicin hemmt die Zellteilung in der Phase, in der sich die Chromosomen, die Träger der Erbinformation, in einer Ebene anordnen und dann durch den sogenannten Spindelapparat auseinandergezogen und auf die beiden neu entstehenden Zellkerne verteilt werden. Colchicin verhindert die Ausbildung dieses Spindelapparats und damit das Auseinanderwandern der Chromosomen.

Daher wird es in der Genetik eingesetzt. Man kann mit seiner Hilfe die Zellteilung unterbrechen, die Chromosomen einer Zelle fotografieren und eine Chromosomenkarte erstellen anhand derer z.B. Genommutationen wie das Down- Syndrom zu erkennen sind.

In der Medizin kommt der isolierte Wirkstoff Colchicin bis heute zur Behandlung der Gicht zum Einsatz. Es greift in den Purinstoffwechsel ein und kann die schmerzhafte Ablagerung der Harnsäure in den Gelenken verhindern. Da es ein hochwirksamer Arzneistoff ist, ist er rezeptpflichtig, ebenso wie homöopathische Zubereitungen aus Herbstzeitlosen.